Beim Hinter‘n
Sie und ich stehen jetzt vor dem ehemaligen Laden des „Hinter’n“.
Sie müssen wissen, in Spalt haben wir zwei Metzger - beide mit dem Namen Wechsler. Und um da keine VerWechslungen aufkommen zu lassen, haben die Spalter immer nur vom „Vorder’n“ und dem „Hinter’n“ gesprochen.
Wobei ich gleich dazu sagen muss, dass der vordere Wechsler Wert darauf legt, dass sein Schinken auch vom Hintern ist – vom Hintern der Sau natürlich!
Ach, das waren Zeiten, als ich noch hier im Verkaufsraum stand. Denn schon lange vor Bernd Regenauers Metzgerei Boggnsagg und Michl Müllers Hymne auf die Fleischereifachverkäuferin wurde bei uns bereits beste Unterhaltung, Kabarett auf höchstem Niveau, geboten.
Zu uns kamen die Kunden nicht allein wegen der vorzüglichen Fleisch- und Wurstwaren, das Einkaufen bei uns war einfach was Besonderes – vor allem am Samstagvormittag. Denn dann standen der Metzgermeister und seine Gattin gemeinsam hinter der Wursttheke.
Geschichten aus dem wahren Leben, mal ernst, mal heiter – wurden genauso eingetütet wie Wurst und Fleisch. Und wenn den Kunden nicht mehr eingefallen ist, weswegen sie eigentlich gekommen waren, wurden sie auf Montag verwiesen, denn „dou gibt’s des Hirn“.
Alle Kundinnen, egal wie alt, waren für den „Hinter’n“ ein „Madla“. Noch heute sehe ich die strahlenden Gesichter mancher Damen.
Anders erging es da den Männern: Nachdem ein Spalter, der vor Jahren nach Amerika ausgewandert ist, den Laden verlassen hatte, fiel der Satz: „Na den Ranzen hätte er sich bei uns auch anfressen können.“ Wie wahr…
Besonders voll war unser Laden immer dann, wenn Hochzeiten in der Nikolauskirche waren. Da haben sich dann Kinder und ganz besonders Neugierige auf mich draufgestellt, um das Brautpaar und seine Gäste besser sehen zu können.
Und falls Sie jetzt Appetit auf Wurst haben… den neuen Laden vom „Hinter‘n“ finden Sie jetzt – genau wie den vom „Vorder‘n“ – in der Hauptstraße.
Dort nämlich hat der Sohn des Hintern das ehemalige Gasthaus seiner Oma, der Lang Marie, wieder zum Leben erweckt.
Gscheid freun tät ich mich, wenn ich da vorn auch wieder einen Platz finden tät.