Ein afrikanischer Spalter oder ein Spalter Afrikaner
Du schaust mich etwas ratlos an! Du fragst dich, was ich bin, bzw. woher ich komme.
Ich bin ein Stuhl. Na klar, sonst könnte ich bei der Aktion 100 Stühle gar nicht mitmachen. Dass ich aber kein Spalter bin, das ist auch klar.
Aber auf mir ist ein Spalter gesessen! Viele Jahre. Da staunst du, oder?
Wo das war? Nicht hier! Es war in Afrika.
Und es war Philipp Jakob Wechsler, der 1879 in diesem Haus am „unteren Markt“ geboren worden ist. Er war der jüngere Bruder des späteren Bürgermeisters Anton Wechsler.
Philipp besuchte eine höhere Schule, lernte mehrere Sprachen und ging nach seiner Militärzeit auf der Festung Metz als Kaufmann nach Afrika.
Bei seinem letzten Besuch in Spalt, brachte er den Nichten und Neffen viele interessante Sachen mit. Unter anderem die Haut einer Riesenschlange und einen Papagei. Den kannten, ob seiner Sprachkünste, bald alle „Stadtlakinder“.
Philip heiratete eine Afrikanerin. Ihre Tochter hieß Alice.
Zu Beginn des 1. Weltkrieges wurde er von englischen Truppen verhaftet. Er starb 1916, angeblich an Fieber.
Alice kam als Waisenkind nach Spalt und wuchs in der Familie ihres Onkels auf.
Als nichtarische Deutsche musste sie im 3. Reich außer Landes gebracht werden. Sie kam nach Spanien.
Ich steh hier und erinnere an das bewegte Leben eines afrikanischen Spalters, bzw. eines Spalter Afrikaners.
Und dass ich als Afrikaner mal in Spalt in der Hauptstraße stehen würde, das hätte ich mir nie träumen lassen.